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250. Geburtstagsfeier für Ludwig van Beethoven

Wie immer veranstaltete die Musikschule Butzbach am letzten Oktoberwochenende in der Wendelinskapelle ihr jährliches Lehrerkonzert, diesmal eben ohne den Katharinenmarkt als zusätzlichen Anlass. Viele Vorbereitungen hat es bundesweit zur Feier des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven gegeben, die wenigsten konnten durchgeführt werden und so war das in diesem Jahr auftretende Künstlerteam froh, dass das Lehrerkonzert stattfand. Nach ihrer Begrüßung nahm Schulleiterin Marion Adloff die maskierten Zuhörer mit in das Jahr 1770 und nannte mehrere Ereignisse, die da stattgefunden hatten. Das Boston-Massaker vom 5. März, welches zum Ausbruch des späteren Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges beitrug, die Hochzeit des 15jährigen späteren französischen Königs Ludwig des XVI mit der 14jährigen Marie Antoinette am 16. Mai, die Inbesitznahme der Ostküste von Australien für die englische Krone von Captain James Cook am 23. August, die Einführung der unbeschränkten Preßfreiheit in Dänemark am 14. September und andere. Schließlich war das Publikum in der Zeit angekommen, in welcher am 17. Dezember Ludwig van Beethoven in Bonn getauft wurde.

Auf dem Programm standen zwei Kammermusikwerke und eine Klaviersonate des Komponisten. Maike Kunstreich, Cellistin, Cellolehrerin und Vorstandsmitglied der Musikschule, brachte ihren langjährigen Klavierpartner Wolfgang Hess und die 3. Sonate in A-Dur mit. In der Durchführung des ersten Satzes Allegro ma non tanto verwendet Beethoven das Thema „Es ist vollbracht“ aus der Johannespassion von Johann Sebastian Bach, welches Maike Kunstreich zu Beginn vorspielte, damit man es bei der Cellosonate wiedererkennen konnte. Das anschließende Scherzo spielten die beiden Künstler mit sehr viel Witz. Der letzten Satz beginnt mit einem Adagio cantabile. Den schönen zarten Klängen, gut austariert zwischen dem Spiel von Wolfgang Hess und der Cellistin, folgte das Allegro vivace in großartigem Zusammenspiel, was sich besonders bei den Synkopen sehr mitreißend auswirkte.

Die Pianistin und Musikschullehrerin Michelle Lewis hatte sich für die Klaviersonate Nr. 21 entschieden. 32 Klaviersonaten hat Beethoven insgesamt komponiert, die auch heute noch ein Meilenstein in der Klavierliteratur darstellen. Gewidmet ist die Nr. 21 dem Grafen Ferdinand von Waldstein, welcher in Bonn der erste Gönner des Komponisten war und ihm 1792 ein kurfürstliches Stipendium zum Studium bei Joseph Haydn in Wien verschaffte. Waldstein war dadurch entscheidend für Beethovens Laufbahn und somit ist auch verständlich, dass dieser ihm eines seiner bedeutendsten Werke widmete. Michelle Lewis trug daraus den zweiten und dritten Satz vor. Der eher kurze, sehr langsame und vor allem mit punktierten Rhythmen spielende zweite Satz trägt die Bezeichnung Introduzione und führt zum Rondo. Dieses beginnt mit einem moderaten Tempo, führt durch verschiedene musikalische Gedanken zwischen den wiederkehrenden Rondothemen und endet mit einem Prestissimo. Die vielen schnellen Triolenpassagen wurden von der Künstlerin sehr virtuos gespielt, souverän auch die Takte gemeistert, in welcher neben dem Thema ein Dauer-Triller in der rechten Hand in großem Abstand zu bewältigen ist. Auch in den fortissimo-Stellen behielt Michelle Lewis eine gewisse angenehme Sanftmut in ihrer Klangbehandlung und machte ihre überzeugende Interpretation der Waldsteinsonate zu einem besonderen Erlebnis.

Die Musikschule ließ das Konzert bei leicht geöffneten Türen und stummem CO2-Messgerät laufen. Nachdem dieses nach der Klaviersonate immer noch grünes Licht gab, wurde die Veranstaltung ohne Lüftungspause fortgesetzt.

Seit gut einem Jahr ist Lucia Falcioni als Cellolehrerin an der Musikschule tätig. Für das Lehrerkonzert brachte sie, die selbst Bachelor an der Hochschule für Musik in Frankfurt mit Hauptfach Cello studiert, zwei weitere Kommilitoninnen mit: ihre Schwester Florencia Falcioni, Geige und Sezen Karakas, Klavier. Die Drei hatte das Gassenhauertrio einstudiert. Ursprünglich für die Besetzung Klarinette, Cello und Klavier geschrieben, gibt es jedoch auch eine Version, in welcher die Klarinette durch die Geige ersetzt wird. Den ersten Satz, Allegro con brio, spielten die drei Künstlerinnen auch wirklich mit Feuer, punktgenau die schnellen Läufe und in guten Blickkontakt zueinander. Im Adagio, einem Satz mit neun Variationen, wurden liebevoll die einzelnen Veränderungen herausgearbeitet. Sezen Karakas, hier am Klavier deutlich mehr als die anderen beiden Instrumente gefordert, bewältigte ihren Part mit beeindruckender Leichtigkeit. Im Finale verwendet der Komponist einen Gassenhauer seiner Zeit, daher eben der Beiname dieses Klaviertrios opus 11. Das Thema „Pria ch´io l´impegno“ aus der inzwischen nicht mehr bekannten Oper „L ´Amour mariano“ von Joseph Weigl wurde zu Beethovens Zeit überall in Wien auf der Straße gesungen und gepfiffen, ein echter Gassenhauer eben. Mit dem spritzigen Spiel von Florencia Falcioni, Lucia Falcioni und Sezen Karakas sowie dem witzigen Schluss dieses letzten Satzes endete ein spannendes und beeindruckendes Konzert.