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Robert Schumann live in der Wendelinskapelle

Wer möchte nicht gerne mal leibhaftig einem bereits verstorbenen berühmten Komponisten begegnen? Dies war möglich am vergangenen Wochenende in zwei Künstlerkonzerten der Musikschule Butzbach in der Wendelinskapelle. Der Sprecher, Andrej Bockelmann, erzählte teils plaudernd, teils eindrucksvoll von sich als Robert Schumann und seinem Komponistenfreund Felix Mendelssohn. Beide lebten annähernd gleichzeitig, wohnten in Leipzig, lernten sich da kennen und befreundeten sich. Da Schumann länger lebte und er allein sich über ihre Freundschaft äußerte, stand ihm auch der Überblick über beider eigenes und gemeinsames Leben zu. Passend zu den einzelnen Textabschnitten spielte ein Klaviertrio Werke dieser beiden Komponisten. Friedhelm Göttling, welcher auch die Texte erstellt hatte, begann am Klavier mit einem Rückblick: Der Trauermarsch, eines der Lieder ohne Worte von Mendelssohn, sehr erhaben gespielt, zusammen mit der Erinnerung Schumanns an die Beerdigung des musikalischen Freundes. Aber auch sich selbst beschrieb Schumann, der ja oft Stimmungsschwankungen unterlag. Gerade als er berichtete, dass er „…aus dem Gleichgewicht geraten“ war, setzte der 3.  Satz seines Klaviertrios op 80 ein, taumelnde, stolpernde Musik. Äußerst ausdruckstarkes Spiel von den beiden Streichern:  Heidrun Becker, Geige und Maike Kunstreich, Cello, die zusammen mit dem Klavier auch die Zuhörer das verlorene Gleichgewicht hören und fühlen ließen. Wie man an diesen beiden Beispielen sieht, hatten sich die vier Künstler viele Gedanken über das Zusammenspiel von Worten und Tönen gemacht. Neben einzelnen Sätzen aus den verschiedenen Klaviertrios von Schumann und einem Klaviertrio von Mendelssohn waren auch Duette in der Besetzung Cello und Klavier zu hören mit Schumanns Stücken im Volkston und Mendelssohns Liedern ohne Worte. Und Werke beider Komponisten waren auch solistisch auf dem Klavier zu hören. Jede Musik untermalte die Texte passend mal schwebend über Triolen, mal mächtig, mal im unisono, mal zupfend. Heidrun Becker, Maike Kunstreich und Friedhelm Göttling gelang ein erhellender und überaus bemerkenswerter Blick in die Welt der romantischen Kammermusik. Musikalisch aussagekräftig, einfühlsam und mitreißend, verbal informativ und staunen lassend durch Andrej Bockelmann, waren beide Konzerte ein Juwel. Das Schlusswort des Berichtes sollen Schumanns letzte Worte der Konzertabende sein: „Ich denke, in der Musik, auch in der Poesie und überhaupt in der Kunst, geht es um eine bessere Welt als die alltägliche und banale Welt. Musik ist mehr als nur eine Ware. Es geht um die Einheit von Endlichem und Unendlichem - was man nicht durch begriffliches Denken erfahren kann, sondern vornehmlich durch die Kunst, insbesondere die Musik.

Dabei ist Schönheit das sinnliche Aufscheinen des Absoluten. Es geht in der Musik um Träume, um das Unbewusste, das Unheimliche, um die Nachtseiten, den Wahnsinn, das Geheimnisvolle, das Heimweh und das Fernweh, um die Liebe zur Natur, zur Liebe überhaupt und um all die anderen Gefühle. Werden wir durch sie nicht zu einem ganzen Menschen?“